Schneeflocken tanzen in der Sonne



Hand in Hand mit dem Einhorn: Kleine und große Narren hatten riesigen Spaß beim Tulpensonntagszug durch Tönisheide. Judith Michaelis FUNKE Foto Services (6)

4. März 2025 1 Seite 18

Schneeflocken tanzen in der Sonne 

NEVIGES-TÖNISHEIDE. Ein bunter Lindwurm zog Tulpensonntag durch die Straßen von Tönisheide, vor­bei an bunt verkleideten Menschen 

Ulrich Bangert 

Neviges; Er startet spät, aber dafür umso bunter: Es dauert ein Weilchen, bis sich der Tönisheider Karnevalszug in Be­wegung setzt. An der Wülfrather Straße haben sich verkleidete Kinder erwartungsvoll aufgereiht und hoffen, die mit­gebrachten Taschen und Beutel mit möglichst viel Süßem füllen zu können. ,,Wenn der Zug nicht gleich kommt, wird es dunkel", ulkt Norbert Maaßen missmutig. Kaum vorstellbar, so toll war das Wetter am Tulpensonntag schon lange nicht mehr: Strahlend blauer Himmel, milde Temperaturen und die Sonne lachte mit den Jecken um die Wette, besser geht's nicht. 

In früheren Jahren mussten die Narren im Regen ausharren oder der Zug wurde wegen Sturms ganz abgesagt. Nun gab es optimale Bedingungen, und die Narren, sie kamen in Scharen. Wen störte da schon das bisschen Verspätung? Die Kostümierungen waren bunt wie der Regenbogen, so wie bei der Regenbogenschule, die ihrem Namen alle Ehre machte. Niedlich anzusehen auch die Kinder der Tönisheider Grundschule. Die hatten kleine, weiße Kristalle auf dem Kopf, sie hüpften als lustige Schneeflocken herum. ,,Damit greifen sie das Motto der Zylinderköpp auf. Schnee passt dazu", findet Verena Birkner vom Förderverein. 

Bürgerverein sucht dringend einen neuen Vorstand 

Die Tönisheider Karnevalsgesellschaft stellte das närrische Treiben unter der Überschrift „Hüttengaudi, Trachtenball, nichts ist schöner als Tönisheider Karneval." Zünftige Buam und charmante Madln im Dirndl winkten aus einer urigen Holzhütte und warfen Süßes in die Menge. Wie immer war der Bürgerverein Tönisheide mit von der Partie, vielleicht ein letztes Mal. Weil sich niemand für Vorstandsposten bewirbt, zeigte sich der Verein jeck und hängte zwei leere Sitz­gelegenheiten an den Wagen: ,,Bei uns sind noch Stühle frei." 

Nicht zu übersehen und zu überhören waren die Narren der Kinder- und Jugendfeuerwehr, die lautstark Unterstützung durch das Martinshorn eines Löschfahrzeuges erhielten. Über allem flatterte ein „Sky-Dancer", eine meterhohe Figur, die den Jecken an den Fenstern der oberen Etagen zuwinkte. Für die Kinder am Wegesrand war natürlich der Kamelle Regen das Größte. Loni mit ihren zwei Jahren grapschte allerdings noch nicht nach dem Wurfmaterial, sie hatte sich bei ihrer Mutter auf dem Arm eingekuschelt, Ohrschützer bewahrten sie vor dem lautesten Lärm, genüsslich müm­melte sie von den Erdnussflips, die ihr zugesteckt wurden. 

Simon freute sich, dass er innerhalb kurzer Zeit seine Tasche füllen konnte. Der Siebenjährige kam aus Dortmund, um mit seiner Mutter Verwandte in Neviges zu besuchen. ,,Das ist hier klein und gemütlich", fand Yvonne Folkert, die die­sen provinziellen Zug dem in der Westfalenmetropole vorzieht. Nachdem sich der Zug aufgelöst hatte, strömten die Narren auf den Kirchplatz, wo die Zylinderköpp bei Bratwurst, Bier, Wein, Sekt und anderen Getränken zum Karnevals­treff eingeladen hatten. 

,,Mir hat alles gut gefallen", schwärmte Tanja Niehaus, die als Hippie die Vorfrühlingssonne aufs Blümchenhaar schei­nen lässt. ,,Ich finde den Zug schön, ich hoffe, dass er uns erhalten bleibt." ,,Die Karnevalisten haben sich so viel Mühe gegeben, das muss unterstützt werden. Deshalb muss ich einfach hier auf den Kirchplatz kommen", sagte Karin Freund, auf Tönisheide groß geworden und dem Brauchtum verpflichtet. Ihr Mann Klaus dagegen, ein waschechter Bayer, fremdelte noch ein bisschen mit dem „Fasching". Mit einem „Boah, ist mir warm!" kam Hoppeditz Klaus Kinze auf dem Kirchplatz an, hier musste er sich erstmal aus seinem Schelmen-Kostüm schälen: Während des gesamten Zu­ges sprang er zwischen dem Bagagewagen und den Zuschauern hin und her, um Blumen zu verteilen. Alle auf Tönis­heide waren sich einig: Dieser Tulpensonntag war einfach eine Wucht. 

Mehr Fotos gibt es aufwww.waz.de/lokales!yelbert 

 

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